Gabriele Katz

Stuttgart war an der Wende des letzten Jahrhunderts eine der wenigen Städte, an der man eine Ausbildung als Malerin anstreben konnte. Nachdem die Männer die Bedingungen für Malerinnen verschärften bzw. den Zugang erschwerte, gründeten Künstlerinnen 1893 den Württembergischen Kunstverein, einen Standesverein, der ein Netzwerk ermöglichte und doch Zugänge zum Kunststudium schuf, abseits männlicher Hegemoniebestrebungen. Man ging einen oft schweren Weg und nicht nur den der vorgzeichnet traditionellen, mit den Etappen verliebt, verlobt, verheiratet. Dieses Buch zeichnet den Weg der ersten Frauen bzw. Künstlerinnen nach, die sich in Stuttgart ausbilden ließen.

Ein wunderschönes Buch mit einer Auswahl der Werke, gedruckt in Farbe in ausgezeichneter Qualität. Besonders beeindruckt haben mich die Portraits von Helene Wagner, deren Umsetzungen mütterlicher Zärtlichkeit sowie der kindlichen Emotionen eine ganz besondere Kraft und Intensität aufweisen (siehe eingestelltes Bild). Helene Wagner lebte von Autragsportäts, die sie alle fotografieren ließ. Ihre Arbeiten und die gesichteten Unterlagen belegen ein künstlerisches Leben inmitten der Zwänge aus Vorleistungen und Werben um neue Aufträge. Viele Kunden sprangen nach ein paar Sitzungen z.B. ab, das erhoffte Einkommen blieb aus.

Ebenso beeindruckt bin ich von den Porträts der Malerin Käte Schaller-Härlin und Luise Deichet, deren Selbstbildnis in Schwarz-Weiss auf Seite 105 ein Traum von mir wäre, nämlich so zeichnen zu können, mit ganz wenigen Tuschestrichen auf Papier inkl. einem derart starken Ausdruck. (Siehe eingestelltes Bild) Ebenso beeindruckend das Selbstbildnis von Ida Kerkovius.… (altro)