Marie Jalowicz Simon (1922–1998)

Es geht in diesem Buch um die Wahrheit, nur um die Wahrheit, schonungslos, so wird der Alltag einer untergetauchten Jüdin in Berlin geschildert.

Marie Jalowicz Simon erlebt durchaus anständige Kollegen in Rüstungsbetrieben, sie blickt den Menschen ins Herz und erlebt Güte überall. Aber eben auch diesen unversöhnlichen Hass allen reichen Juden gegenüber. Sie differenziert und skizziert dadurch eine gleichgeschaltete, aber doch mitfühlende Gesellschaft.

Sie macht sich im Unterrock davon aus einer Untersuchung, entgeht dadurch der Deportation, sie findet Unterschlupf bei Freunden, Feldarbeitern, Prostituierten - eher am Rande der Gesellschaft wurde es für sie hilfreich.

Sie trifft Chinesen, Bulgaren, Holländern, sie lebt mit unterschiedlichen Nationalitäten zusammen, sie ist ein starker Charakter, durchaus egoistisch, auf sich alleine fixiert, nur so kann sie überleben. Nicht zu viel Vertrauen, nur bei wenigen und gezielt.

Faschistischen Männer zupasse zu sein, es war wohl das Ekelhafteste, sie ging durch alle Tiefen und berichtet wirklich ungeschminkt von einem brutal harten Alltag, dessen gnadenlose Flexibilität und wetterwendisches Glück gelebt wurde, wie man es sich heute nicht mehr vorstellen kann.

Ich konnte mir bislang nicht vorstellen, dass man Kontakt mit Fischen aufnimmt, die Verbindung mit ihnen in der Wohnung des Gummidirektors sucht, der ihr stolz ein Hundehaar von Führers Hund präsentiert, ein Krüppel, aber umso fanatischerer Nazi, der ihr gesteht, nicht das Bett mit ihr teilen zu können, grässlich und doch war dieses Geständnis ein Himmelsruf. Wie ein 18- bis 23 jähriges Mädchen fühlt, das in einem Todesumfeld improvisieren muss, unvorstellbar für uns heute.… (altro)

I just finished this book last night and I must say I can HIGHLY recommend it. It had a knack for showing each character’s individuality and their internal contradictions—there were no heroes in this story, and even many of the Nazis were not monsters.

Marie Simon, a German Jew from a middle class family, an only child whose parents died before the deportations started, spent (save for an abortive flight to Bulgaria) three years “gone to ground” on Berlin on papers she’d borrowed from a helpful woman and then altered to better fit herself. She stayed with a long series of different hosts and estimates that over 20 people could share credit for having saved her life.

At the same time, many of her rescuers, although they were undoubtedly risking their lives for her, were very also unkind to her, and Marie had complicated and often painful relationships with them. She does a good job showing the hypocrisies: the committed Communist who looked down on working class people, the gynecologist who was helping save Jews left and right while cheering the German war successes, the Nazi sympathizer who blackmailed Marie while at the same time treating her lovingly like a daughter, and so on.

Marie often had to barter her body to stay safe, something she also speaks about frankly and without self pity, as if she was only describing what she had for breakfast. I’m sure many other Jews in hiding had to go through the same experiences, but few of the other accounts I’ve read have touched on this.

This is definitely a win, especially if you’re interested in Jews hiding in plain sight in Germany.… (altro)