Camilla Bruce
Autore di Triflers Need Not Apply
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Was für ein einzigartiges, seltsames und beunruhigendes Debüt! Ehrlich gesagt hatte ich nur wenig Hoffnung in dieses Buch, basierend auf den viele unterschiedliche Buchbesprechungen in diversen Communitys. Doch rückblickend, nachdem ich das Buch nun gelesen habe, glaube ich, dass viel LeserInnen das Werk ungewollt verkennen.
Pepper-Man ♦ Camilla Bruce
Meinung
Trotz meiner anfänglichen Zweifel kam ich um den Kauf des Buches nicht herum. Der Klappentext hat mich immer wieder neugierig gemacht und ehrlich gesagt, im Nachhinein auch ein wenig in die Irre geführt. Denn dieses Buch ist anders, als erwartet. Ich kann auch verstehen, warum es für viele Bewertungen für das Buch so unterschiedlich sind. Der Klappentext suggeriert ein Fantasy – Werk, welches dann aber schmerzlich vermisst wird, weil die Tiefe des Buches sehr komplex ist.
Der Anfang war etwas holprig und erregte nicht sofort meine Aufmerksamkeit. Doch die Geschichte nimmt an Intensität zu. Cassandras Erzählung zu lesen fühlte sich an, als ob ich durch einen schwülen, nebligen Wald wandern würde. Es war zwar bezaubernd und hatte eine zeitlose Qualität, aber der Roman hat mich emotional auch sehr mitgenommen. Ich war mir immer wieder unsicher, ob ich nun über ein paranormales Erlebnis oder eine Trauma-bedingte geistige Instabilität las.
Ich denke, an diesem Buch scheiden sich die Geister. Gerade weil viel, wie ich ein Fantasy – Buch erwarten, dann aber mit einem fiktionalen Psycho-Crime-Erfahrungsbericht konfrontiert werden, welcher manche LeserInnen triggern könnte.
Cassandra konnte, seit sie ein kleines Mädchen war, Feen sehen. Einer davon – den sie wegen seines scharfen Pfeffergeruchs Pepper-Man genannt hat – ist seit sie denken kann bei ihr und er ernährt sich von ihrem Blut. Meine Vermutung zu diesem Fakt, dass sich Cassandra selbst verletzt (ritzt).
Die Erwachsenen in Cassandras Leben sind davon überzeugt, dass Pepper-Man einfach nur ein imaginärer Freund ist. Doch diese Überzeugung wackelt immer mehr, umso älter Cassandra wird und Pepper-Man weiterhin ein Teil ihres Lebens bleibt. Der allgemeine Konsens ist, dass Cassandra an einer psychischen Störung leidet, und der Psychologe, zu dem ihre Eltern sie schicken, ist fest davon überzeugt, dass sie als Folge eines schrecklichen Traumas und Missbrauchs verschiedene Halluzinationen durchlebt.
Was ist Wahrheit?
Aber was ist Realität? Ist Cassandra geisteskrank oder gibt es tatsächlich Feen? Die Geschichte legt immer wieder nahe, dass beide Optionen real sein könnten oder dass die eine Wahrheit die andere nicht zwangsläufig ausschließt. Auch wenn Cassandra misshandelt wurde, können Feen doch immer noch existieren. Oder? Die Geschichte lässt immer wieder Andeutungen fallen, was nun Wahrheit sein könnte, Doch eine Bestätigung habe ich nie erhalten. Dies ließ mich in einem grenzwertigen, teils verschwommenen Bereich zurück, in dem es möglich ist, dass beide Wahrheiten koexistieren können. Das wiederum wirft Fragen über die Realität selbst auf: Wenn Cassandra aufrichtig an Feen glaubt und wenn sie weiterhin einen erheblichen Einfluss auf ihr Leben haben, was macht es dann aus, dass andere sie nicht sehen können? Was genau würde es bedeuten, dass sie echt wären? Ob sie ein Symptom einer psychischen Störung sind oder nicht, spielt keine Rolle mehr, weil sie für sie echt sind. Der unsichere Kontext, in dem es so wenige Hinweise darauf gibt, wann oder wo diese Geschichte spielt, trägt wesentlich zu diesem Gefühl des Losgelöst Seins bei.
Cassandra scheint sich nie groß daran interessiert, ihre Vergangenheit aufarbeiten zu wollen. Um nach einem möglichen Trauma zu suchen, das dazu geführt haben könnte, dass sie womöglich Wahnvorstellungen erlebt. Stattdessen ist sie vollkommen zufrieden mit ihren Feenfreunden, die auch ihre einzigen Freunde sind. Diese sind es auch, die ihre Karriere als Autorin ermöglichen, da die Feen ihr diese Geschichten zutragen. Auf jeden Fall denke ich, dass dies die beste Beschreibung von Feen ist, die ich je gelesen habe. Sie sind wirklich ominös. Außerdem werden sie nicht als paranormale Wesen beschrieben, sondern vielmehr sind sie verstorbene Menschen, die seltsame, verdrehte Reinkarnationen durchlebten und nun einfach nur einen Anker zur verlorenen Menschlichkeit suchen.
Als die Beziehung zwischen Cassandra und Pepper-Man sexuell wird, werden die Dinge noch seltsamer, aber auch interessanter. Obwohl Pepper-Man attraktiv ist, ist er auch ziemlich seltsam und beunruhigend, und das Buch ist sich dessen bewusst, auch wenn es vermeidet, eine bestimmte Haltung einzunehmen.
Schreibstil
Der Schreibstil und die wunderbaren Formulierungen des Werkes harmonisieren mit dieser fesselnden Geschichte über bösen Feen und verschwommene Realitäten. Da Cassandra in der zweiten Person direkt mit ihrer Nichte und ihrem Neffen spricht, war ich anfangs etwas skeptisch. Als sie jedoch anfing, ihre Feengeschichte zu weben, war ich gefesselt und konnte das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. Dieses seltsame, makabre Märchen zog mich mit seinem trägen Stil in den Bann. Es gab so viele Abschnitte, bei denen ich kurz innehalten und erneut lesen musste, um die Situation und den Text vollständig zu verstehen.
Fazit
★★★★/5
Eine solide Fünf-Sterne-Bewertung wurde nur durch das doch sehr offene Ende verhindert hat. Ich hatte den Eindruck, dass es für meine brennenden Fragen keine oder zumindest keine einfache Antwort gab. So musste ich meine eigenen Vermutungen darüber aufstellen, was Cassandra in ihrem Leben auszustehen hatte. Dies war wohl auch die Intension der Autorin, dass sich die Leser am Ende selbst ein Bild machen. Denn ganz gleich, zu welchem Schluss jeder kommt, ob nun verrückte Mörderin oder Überlebende von sexueller Gewalt und Vernachlässigung in der Kindheit; jede dieser Optionen ist für sich schrecklich und schwer zu begreifen.
This review was first published at The Art of Reading.… (altro)