Die Spur der Wale ist eine Art Reisetagebuch über eine in mehreren Abschnitten durchgeführte Kajakfahrt in Alaska und entlang der Westküste von British Columbia, Kanada. Ich bin ein großer Liebhaber dieser Gegend und der Autor des Buches, Dieter Kreutzkamp, tut selbst, was er an einer Stelle des Buches über einen auf Haida Gwaii lebenden Aussteiger schreibt: Er lebt den Traum, den viele träumen. Entsprechend gespannt war ich auf das Buch, das mit einen schönem Cover und mehreren in guter Qualität bedruckten Fotoseiten für sich wirbt. Teilweise hält es sein Versprechen ein: Die Fotos sind beeindruckend, insbesondere die von Walen, während die Landschaftsbilder es meiner Meinung nach nicht ganz schaffen, die majestätische, urtümliche und insgesamt überwältigende Atmosphäre der praktisch menschenleeren Gegend wiederzugeben. Das kann man aber sicherlich entschuldigen, zum einen wurden viele Fotos anscheinend vom Kajak aus aufgenommen, zum anderen hätten größerformatige Bilder das Buch sicherlich viel teuerer gemacht. Auch beim Lesen werden viele spannende Abschnitte geboten und immer wieder interessante Informationen geliefert. Manche (kursiv gedruckte) "echte" Tagebucheinträge sind wirklich spannend.
Es ist klar, das jetzt ein "Aber" folgt. Es gibt einige Punkte, die zu einer deutlichen Abwertung führen (drei Sterne gibt es eigentlich nur wegen der Wal-Fotos, ansonsten hätte ich eher zwei vergeben). Am kritischsten finde ich es, dass man es beim Lesen häufig sehr schwer hat, nachzuvollziehen, an welcher Stelle man sich gerade befindet. So wird nie explizit gesagt, in wie viele Abschnitte sich die Reise gliedert; an einer Stelle heißt es "Je weiter meine Reise von Alaska gen Süden führt", dabei gibt es zwei Abschnitte der Reise in Alaska in einem Sommer und erst im nächsten Sommer folgt eine weiter südlich startende Reise. Auch die Informationen sind nicht immer ganz verlässlich: Zwar kennt Kreutzkamp Namen von verschiedenen Völkern, die früher unter dem Begriff "Eskimo" zusammengefasst wurden wie die Yupik und Inuit, aber er wiederholt das alte Stereotyp von den "100 Namen für Schnee". Leider wiederholt sich auch immer wieder, wie beeindruckt Kreutzkamp von seiner eigenen Leistung ist. Nicht falsch verstehen: Seine Leistung *ist* beeindruckend, aber das Buch wäre sicherlich viel schöner zu lesen, wenn man sich dieses Urteil selbst fällen könnte anstatt es immer wieder vorgekaut zu bekommen. Ein weiteres Problem sind die Karten: Diese haben einen viel zu kleinen Maßstab und sind nicht topographisch, haben also kaum einen Wert; im Text wird gar nicht auf die Karten verwiesen. Wiederum ist klar, dass hochwertigere Karten die Kosten sicherlich erhöht hätten, aber selbst von einer nur etwas detaillierteren Karte mit den im Text erwähnten Namen von Kanälen etc. würde das Buch sehr viel profitieren.
Zusammenfassend ist es ein Buch, das von beeindruckenden Erlebnissen in einer atemberaubenden Landschaft berichtet mit schönen Fotos. Stark sind die Passagen, in denen Kreutzkamp über das berichtet, das er sieht, schwächer sind die, wo er über das berichtet, das er denkt. ( )