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Wolfgang Schmidbauer

Autore di Handbuch der Rauschdrogen

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Opere di Wolfgang Schmidbauer

Handbuch der Rauschdrogen (1976) — Autore — 28 copie
Die Angst vor Nähe (1985) 24 copie
Helfen als Beruf (1983) 9 copie
Die einfachen Dinge (2003) 5 copie
Lexikon Psychologie. (2001) 5 copie
Mythos und Psychologie (1999) 4 copie
Freuds Dilemma (1999) 4 copie
Der hysterische Mann (1999) 3 copie
Psychologie (1991) 3 copie
Das Helfersyndrom (2007) 2 copie
Sensaçøo De Medo (2007) 1 copia
Ich in der Gruppe (1975) 1 copia

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Kritischer Umgang mit Technik, Erhaltung handwerklich-intelligenter, autonomer Fähigkeiten

Konrad Lorenz beschreibt in seinem Buch Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit u.a. folgende Aspekte:

3.) Der Wettlauf mit sich selbst:
Durch immer schneller werdenden technischen Fortschritt werden wir zu Sklaven der Modernität, die Menschen blind macht für alle natürlichen Werte und ihr die Zeit nimmt, die wahrhaft menschliche Tätigkeit der Reflexion zu er-leben.

4.) Wärmetod des Gefühls:
Es ist die Verweichlichung, die Lorenz meint, entstanden durch fortschreitende Technologie, die eine zunehmende Intoleranz gegenüber allem im geringsten Unlust Erregende fördert. Welch ein Satz: 'Der naturgewollte Bogengang der Kontraste von Leid und Freude verebbt in unmerklichen Oszillationen namenloser Langeweile.’

Wolfang Schmidbauer (WS) schreibt seine Gedanken zu den dummen Dingen exakt in diesen hohl klingenden Sphären des Wettlaufs mit sich selbst und dem Wärmetod des Gefühls. Er hat völlig Recht festzustellen: „Die Dinge, mit denen wir uns umgeben, schwächen unserer Möglichkeit einsichtig zu handeln, gesund zu bleiben und unsere Intelligenz zu trainieren.“ In der Tat verkümmern individuelle Fähigkeiten, uns für zukünftige Anforderungen zu wappnen, wenn der naturgewollte Bogengang der Kontraste von Leid und Freude verebbt.

Wir leben in einer Zeit, in der die verdummenden Qualitäten von Waren und Angeboten, von sportlichen Ereignissen und theatralisch-inszenierten Nachrichten einen oft nur noch einsam zurücklassen, überfordert, abgeschnitten vom Inneren des guten Gefühls und der Liebe.

Wenn man so will, ist die intensive Fitnessgesellschaft eine Antwort auf fehlende körperliche Herausforderungen, die durch Maschinen überreguliert und erleichtert wurde. Immerhin verschmilzt der Körper so ganz mit Maschinen und sieht am Ende so aus wie kein Mensch je geplant war. Er übersteigert sich selbst. Und nach öden, harten Arbeitsalltagen blickt man fernab des Gefühls in PC und TV Animationen, der Wärmetod des Gefühls muss mit immer höheren Dosen gestoppt werden.

Japan übertrug die Prinzipien von Krieg und Rüstungsindustrie auf die eigenen Produkte, nachdem eine vernichtende Niederlage gegeben war, anfängliche Billigkopien wurden bald echter und besser als das Original. Die Welt gehorcht heute den Rüstungsanstrengungen von Konzernen, die Konsumenten einnehmen und süchtig machen wollen. Militärische Grundsätze wirken auf die Konsumgüterproduktion, sie wollen uns völlig gefangennehmen, in dem sie das Leben vermeintlich er-leichtern. Dass dabei Zeit geopfert und wesentlich Wichtigeres vergessen wird, wer wüsste es nicht, der versucht hat, in den 80ern Videorekorder zu programmieren oder heute auch die letzten Feinheiten aus einer SLR Kamera herausholen möchte. 80% der Einsendungen defekter Videokameras, so stelle man in England fest, waren gar nicht defekt. Man hatte nur vergessen, die Gebrauchsanleitung zu lesen.

Mir geht es heute so, dass ich liebend gerne Produkte im Elektronikfachhandel liegen lasse und dabei danke für die gewonnene Zeit. Dieses Buch führt in amüsant richtigen, zutreffenden Beispielen - von Ampel bis Handy, von Beistellherd bis Fernsteuerung, von Geländewagen bis Rasenmäher, von Hackfleisch bis Wochenendhaus - jene Zeit- und Intelligenzfresser auf, die kein Mensch braucht oder die wir zumindest einschränkend an unserem Leben teilnehmen lassen sollten.

Das Buch von WS fördert das Denken und die Fokussierung auf handwerklich gesteuerte Handlungen, die mich selbst fordern und langfristig mehr fördern als alles Automatische. Nicht in allem gehe ich mit dem Autor einig: z.B. glaube ich, dass die Automatik bei Fotoapparaten dazu in der Lage ist, sich auf das Motiv zu konzentrieren. So zumindest erging es mir, der die hand-eingestellten Funktionen der analogen Apparate nie verstand. Es kommt immer darauf an, eine individuelle Balance der automatisierten mit den selbst bestimmten Aspekten zu kombinieren. Ebenso gibt es für mich keinen Grund, ein Auto mit Gangschaltung und Kupplung steuern zu müssen.

Auch sehe ich das Internet nicht so negativ wie WS: „Suchmaschinen haben sich in Spionagesysteme verwandelt, welche mit immensem Energieaufwand mithelfen, überflüssige Dinge an ausgespähte Kunden zu verkaufen… Computer und das Internet haben seltener ungebildeten und Armen Zugang zu reicherem Wissen verschafft, als es einer Finanzelite ermöglicht, mit den Ressourcen des Planeten ein globales Monopoly zu spielen.“

Vielen anderen Dingen kann ich nur zustimmen, ich selbst fahre ein Auto ohne übermäßige elektronische und computerisierte Einrichtung: gut zu wissen, dass man notfalls auch selbst reparieren könnte. „Wenn die Mikrowelle versagt, gibt es nichts zu sehen und nichts zu tun – die einzige Abhilfe ist es den Spezialisten zu rufen oder – meist billiger – das Gerät sogleich gegen ein Neues zu tauschen.“ Überrascht war ich beim Bleistiftspitzer bzw. der viel besseren Möglichkeit, die Schärfe mit einem einfachen Taschenmesser zu erreichen. Aber es stimmt, ich habe in dieser Hinsicht meine motorisch handwerklichen Fähigkeiten nachgebessert.

Dieses wunderschöne Buch ist der Auftakt zu einem Gespräch: man widerspricht in einigen Dingen, stimmt in vielen zu und ist überrascht durch viele Aspekte, die WS einbringt. In jedem Fall führte es zu vielen Nachdenkprozessen, die oft schmunzeln lassen und viele tiefe Wahrheiten aufwirbeln. Sehr gerne würde ich seinen Gartendusche mit Gummischläuchen Ventilklappen benutzen, es klingt verführerisch einfach.

Kein Wunder, dass WS sorgfältiger Leser des Manufactum-Kataloges ist, auch ich bin gerne in diesem Geschäft, das auf Wesentliches und Langlebiges ausgelegt ist, aber natürlich auch Überflüssiges vorhält, ganz auf Wachstum kann niemand verzichten. Ich erfahre in diesem Buch, dass Manufactum inzwischen vom Otto Versand geschluckt wurde. Und es stimmt: die einfachen Küchenhelfer und Dinge schmachten auf Flohmärkten einem Retter entgegen, der sie aus Wüsten von Nippes und Schrott erlöst.

Wir müssen uns ebenso wehren gegen ein Verkomplizieren der Dinge, die wir nicht mehr durchschauen, wie gegen eine Bürokratisierung und umfassende Juristierung des Zusammenlebens. Sie alle dämpfen unser Nachdenken hin zum Verzicht aller autonomen Handlungen. Technik ist in der Lage, unsere Denken auszuschalten, uns den Wärmetod des Gefühls und die De-Autonomisierung unserer Handlungen erleiden zu lassen - wenn wir nicht kritisch mit ihr umgehen.
… (altro)
 
Segnalato
Clu98 | Mar 2, 2023 |

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