Tobias Schlegl
Autore di Schockraum: Roman
Opere di Tobias Schlegl
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Recensioni
Liste
Statistiche
- Opere
- 6
- Utenti
- 29
- Popolarità
- #460,290
- Voto
- 3.9
- Recensioni
- 1
- ISBN
- 4
Ich war zugegebenermaßen sehr überrascht, als ich vor einigen Tagen in der Zeitung eine Besprechung des Romans gelesen habe. Mir war Tobias Schlegl nur als Viva-Moderator der 90er Jahre bekannt, seine Karriere hatte ich nicht weiter verfolgt und dass er 2016 gänzlich aus dem Show-Business ausgestiegen war, ist entsprechend auch an mir vorbeigegangen. Er verarbeitet in „Schockraum“ seine eigenen Erfahrungen, die er während der Arbeit als Sanitäter gesammelt hat. Entstanden ist zwar eine fiktive Geschichte um den End-30er Kim, aber neben den Episoden, die Einsätze schildern, wird vor allem der Alltag und die Belastung in diesem Beruf thematisiert. Es ist keine Abrechnung, aber am Beispiel des Protagonisten wird gezeigt, wie Menschen, die eigentlich helfen wollen und sich in den Dienst der Gesellschaft stellen, systematisch verschlissen werden. Dies trifft nicht nur für die Mitarbeiter*innen im RTW zu, sondern gleichermaßen für Pfleger*innen in Kliniken und Altenheimen oder auch die Feuerwehr.
Natürlich befriedigt der Roman ein Stück weit die Sensationslust: was erlebt Kim bei seinen Einsätzen, wann kämpft er um das Leben von Verletzten, welche spektakulären Situationen hat er erlebt? Man kann leicht nachvollziehen, weshalb Sanitäter keine Lust mehr auf die Frage danach, ob bzw. wie viele Tote sie schon gesehen haben, zu antworten. Ebenso kann man die Wut verstehen, wenn sie wegen Lappalien gerufen werden oder auch ihre Machtlosigkeit, wenn Patienten nicht kooperieren. Es ist eine bunte Mischung von Einsätzen, die die Bandbreite des Arbeitsalltags sichtbar machen. Die schönen Seiten kommen ebenso zu Wort wie die furchtbaren.
„Diese Unsicherheit ist reizvoll, aber auch belastend. Rettungsdienst – das ist ein ständiges Öffnen verschlossener Türen. Und niemand weiß vorher, was einen dahinter erwartet. (...) Welcher Abgrund tut sich diesmal auf?“
Der nicht gesunde Umgang mit den Erlebnissen ist es letztlich, der Kim in eine psychische Ausnahmesituation bringt. An vielen kleinen Punkten wird klar, wie er seine Arbeit nicht mehr kompetent bewältigt und dadurch zu einer realen Gefahr wird. Aber es dauert, bis er sich das eingestehen kann. Die Schilderung seines Belastungssyndroms ist der eigentliche Punkt des Romans.
Vielleicht hilft dieser Roman mit der Prominenz des Autors eine Debatte anzustoßen bzw. fortzuführen, was im Frühjahr eigentlich Dank Corona schon einmal ins öffentliche Bewusstsein gerückt war. Die Frage, wie wir als Gesellschaft mit den systemrelevanten, unterbezahlten und belastungsintensiven Jobs umgehen wollen, ist nämlich noch lange nicht geklärt.… (altro)