Johannes Jung

Der Würzburger Autor vereint hier viele Kurzgeschichten, die teilweise nur wenige Seiten umfassen. Die schönen Zeichnungen von Ronja Uibeleisen passen sehr gut dazu. Mir gefällt, dass die Geschichten aktuell sind. Bislang gab es wenig literarische Verarbeitung der Corona-Pandemie und ihrer Einschränkung, und schon oft habe ich darüber nachgedacht, warum das eigentlich so ist. Niemand will es lesen, niemand darüber schreiben.... bei Jung ist das anders und es gibt einige sehr witzige und reizvolle Arbeiten zu diesem Thema. Insgesamt sind es Alltagsthemen, die der Autor verarbeitet, mit einem überraschenden und humorvollen Blick von der Seite. Gut zu lesen!… (altro)

In sechs Fällen erzählt der Autor von seinem Protagonisten Sture Zirrhosen, einem ganz und gar glanzlosen schwedischen Polizisten. Auf geschickte Art spielt das Buch mit all den Krimi-Klischees gerade der skandinavischen Vertreter, aber auch die italienischen Krimis mit ihrer exzessiven Kocherei bekommen einen Seitenhieb. Und dabei sind die Geschichten erstaunlich witzig! Wen man sich einmal auf die verwegenen Metaphern und ungewöhnlichen Stilmittel eingelassen hat, kommt man aus dem Grinsen nicht mehr raus.
In der Hinsicht ist meine Lieblingsgeschichte der 3. Fall: "Dem Torkell seine Familienbande ihr Ende", in dem das Gespräch zwischen Torkell und Sture lediglich fiktiv stattfindet- sehr gelungen! Zitat daraus: ""Deine Brüder, die älteren, richtig!" hätte Zirrhosen in diesem Moment einwerfen können, und kannte sie doch gut, den Erst- und Zweitgeborenen, Stolz und Vaterglück des alten Tuberkelsen, unter deren rötlichen Gewaltpranken sogar Tierkinder-Memory zur Kontaktsportart wurde."
Hier merkt man auch die Lust an seltsamen Namen, die oft genug dem medizinischen Vokabular entnommen durch Endungen und Attribute schwedisch (oder griechisch) klingen. Man kann sich richtig vorstellen, wie der Autor sich die Namen ausdenkt und dabei vor sich hinfeixt.
Jung schafft meist auch den Spagat zwischen Humor und Handlung. Auch hier nimmt er die nahezu aberwitzigen Settings mancher Krimis auf die Schippe, in denen die Lösung des Falls zwar irgendwie überzeugt, aber auch extrem konstruiert ist. Das gefällt mir besonders am 6. Fall "Im dunklen Wald".
Ich kann das Buch also auf jeden Fall empfehlen: Es ist humorvoll, eher subtil und sehr interessant geschrieben.… (altro)