Blue Sky, White Cloud von Nirmal Ghosh hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Im Buch sind drei Novellen versammelt, die sich (im weitesten Sinne) mit den menschgemachten Veränderungen der Lebenswelten von Tieren im Norden Indiens auseinandersetzen. Sie handeln davon, wie sich Menschen und Tiere begegnen, wie Menschen zunehmend in die Lebensräume von Tieren eindringen und wie dies das Leben der Tiere umwälzt und zerstört. In der ersten Novelle steht ein Elefantenbulle im Mittelpunkt, in der zweiten ein Leopardenweibchen und in der letzten Novelle spielen Streifengänse eine zentrale Rolle. Die ersten beiden Novellen ähneln sich sehr in Thematik und Struktur: in beiden tauchen wir in die Gedanken- und Gefühlswelt der tierischen Protagonist*innen ein, wobei ihr Werdegang von Geburt bis zum Tod erzählt wird.

Ich habe gemerkt, dass ich kein Fan davon bin, tierisches Erleben und Empfinden aufgetischt zu bekommen. Gerade, weil Tiere, wie z.B. Elefanten, hochentwickelte Gehirne haben und in komplexen sozialen Strukturen leben, irritiert mich die Projektion und Vermenschlichung, die stattfindet, wenn das Denken und Fühlen des Tiers (bisweilen reichlich banal) nachvollzogen wird. Die letzte Novelle tut meines Erachtens gut daran, menschliche Protagonist*innen ins Zentrum zu setzen und nicht für Streifengänse zu sprechen.

Es gibt noch keine Übersetzung ins Deutsche. (Mai 2023) ( )