Eine gut geschriebene Entdeckungsreise in die späte Steinzeit und beginnende Kupferzeit in Südosteuropa. Ich muss zugeben, dass ich, bevor ich dieses Buch gelesen habe, wirklich gar nichts über die sogenannten Alteuropäer wusste. Dadurch war für mich alles neu und entsprechend viel habe ich erfahren, angefangen von der Besiedelung des unteren Donaugebietes am schwarzen Meer, über Siedlungsformen und gesellschaftliche Aspekte bis hin zu Kunst und Schrift. Am Spannendsten war für mich, Denkansätze und Argumentationslinien in der Archäologie und Kulturgeschichte erläutert zu bekommen. Was kann man aus dem Wortschatz des Altgriechischen über die nicht-indogermanische Sprache der Alteuropäer herauszufinden? Welche Bezüge gibt es zwischen den Schriftzeichen der Alteuropäer und jenen der Minoer? Und wie kann man das Verschwinden einer sesshaften Hochkultur durch Austausch und Integration nomadischer Steppenbewohner erklären? Haarmann spart nicht an Kritik und Seitenhieben auf andere Interpretationen. Die Art der Kritik macht deutlich, dass das Wissen über die Donauzivilisation eher auf Indizien denn auf Beweisen ruht und deshalb eine Art Wettstreit um die schlüssigste Interpretation stattfindet. Nicht zuletzt mit den vielen Abbildungen lässt einen das Buch im Stillen an diesem Wettstreit teilhaben. ( )