So zwei, drei Jahre mag's her sein, da stieß ich in der "Zeit" auf eine Kolumne, die eines meiner damaligen Lieblingstheoreme umwarf. Das Theorem besagte, dass das Thema Sex bis auf Weiteres für die Komik verloren ist. Mit dem besinnungslosen "Ficken!"-Geplärr Ingo Appelts ist ein Punkt erreicht, von dem aus es in keine Richtung mehr weitergeht, weder zurück zum verdrucksten Herrenwitz noch vorwärts zu noch lärmenderen Entblößungen.

Die Kolumne aber, die mich eines Besseren belehrte, hieß "Sex mit Linus Reichlin", und seither denke, nein, weiß ich, dass ein souveräner Erzähler selbst aus dem ausgelutschtesten Sujet noch einigen Saft gewinnt. Reichlin trotzt der Angelegenheit zwar keine wirklich neuen Seiten ab, wie sollte er auch - aber seine Verbindung von Freizügigkeit und stilistischer Eleganz führt, Textchen für Textchen, zu durchweg erfreulichen Ergebnissen.