Serdar Somuncu (hier zuletzt "Getrennte Rechnungen", BA 4/04) ist der Hardliner und das Enfant terrible unter den Kabarettisten, er spricht Klartext und bricht mit Leidenschaft Tabus. Der "Antitürke" kommt zu Beginn wie eine Niederschrift seiner Bühnenshow daher und entpuppt sich dann als (überraschend) sachliche und kompetente Auseinandersetzung mit dem breiten Thema Deutsche und Türken, Deutsch-Türken, "der Türke" und "der Deutsche" und ihre Gewohnheiten, Geschichte, ihr Verhältnis, ihr Alltag und schließlich "goldene Regeln" für den Umgang. Hier wird niemand geschont, niemandem geschmeichelt, alle haben gute und schlechte Eigenschaften und die Botschaft ist eine klare Handlungsanweisung: Schluss mit der unendlichen Toleranz, statt dessen Interesse am anderen - auch mit der Option, einmal etwas mit guten Gründen abzulehnen. Stilistisch angesiedelt zwischen unterhaltsamer Satire und bitterbösem (und auch manchmal bitter ernstem) Sarkasmus, inhaltlich fundiert, handfest, realitätsorientiert. Bleibt einmal mehr die bibliothekarische Frage nach der Präsentation, um das Buch an den Leser zu bringen. (2)