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Rainer Wieland

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Vom Abenteuer bis zur langweiligen Kreuzfahrt - die Geschichte des Reisens und seine Motivationen.

Es ist ein wunderschönes Buch. 2 cm kleiner als A4 Format, leicht gelbliches Papier mit hervorragendem Layout, d.h. für mich genügend Rand und Platz für eigene Einträge. Wen es interessiert: die Schrift wurde gesetzt aus Mrs Eaves, die Pkt.-Größe liegt bei elf, der Zeilenabstand weiter und ideal, alles gut lesbar. Für Bibliophile einfach eine Freude, dieses Buch (Fadenheftung, Lesezeichen) aufzuschlagen und darin zu stöbern.

Mit rund 60 Geschichten fächert sich das Reisen auf, von 470 v. Chr. (Hanno der Seefahrer) bis zur Luxuskreuzfahrt in der Karibik, 1995, David Foster Wallace. Seit es uns Menschen gibt, sind wir unterwegs. Über die Motivationen gibt dieses Buch in einer spannenden Art und Weise Auskunft, fesselnd und hinter jene Dinge blickend, die der heutige, verwöhnte Durchschnittstourist wohl nicht mehr verstehen kann. Erste Aufzeichnungen der Reisenden wurden vor 5000 Jahren gefertigt, mit der Entwicklung der Schriftkultur.

Wir blicken in diesem Buch auf einen Zeitraum von ca. 2500 Jahren, auf die gesamte Bandbreite des Reisens: vom Eroberungszug über den Kreuzzug, die Pilgerfahrt und die Handelsreise, über die Entdeckungsfahrten und die Forschungsexpedition, die Kavalierstour und klassische Bildungsreise, die ersten Reisen mit der Eisenbahn, dem Automobil bis hin zu den Vergnügungsreisen von heute. Was waren die Motive der Reisenden, wie waren sie unterwegs, welchen Strapazen mussten sie sich unterziehen, mit welchen Erfahrungen kehrten sie zurück?

Die Lust auf Entdeckungen, die Suche nach Neuem, nach fruchtbaren Land, Eroberungen, Anektion, Landnahmen. Diesen Anfängen folgte vor ca. 200 Jahren das moderne (eher touristische) Reisen (mit Kutschen am Anfang), beschwerlich noch, mit der Chance, Neues zu entdecken, weiße Flecken auf der Landkarte zu tilgen. Heute sind wir eigentlich überall gewesen (auch visuell), nichts wäre wirklich interessant, außer Ruhe zu finden vor unsäglichem Stress. Während sich Menschen im Westen fast vom Reisen verabschieden, erkennen andere die ursprüngliche Form wieder. Sie verlassen ihre trostlose Heimat, um in anderen Regionen Frieden und Wohlstand zu finden.

Die berühmte Pilgerreise nach Mekka von Richard Francis Burton ist als Auszug ab Seite 261 abgedruckt: alle Einzelartikel starten mit einem kurzen, kursiv gesetzten, einführenden Text. 'Tritt deine Reise an, wenn es dunkel ist, denn was hässlich ist auf der Erde, Schlangen und wilde Tiere, zeigt sich bei Nacht nicht.' Diese Worte des Propheten musste RFB befolgen und fand sich nur schwer damit ab. 'Ich kann gar nicht sagen, wie schrecklich die Leiden auf solch einer langen nächtlichen Wanderung in der Wüste sind. Der Reisende fühlt sich von der Anstrengung erschöpft, sieht nichts von der Gegend und muss auf dem Rücken eines langsam kriechenden Kamels ausharren. Tagsüber kann er wegen der Hitze nur dösen, was ihm auch noch den Appetit verschlägt.'

Waren Reisen zu Beginn unberechenbar, ein Abenteuer, so sind sie heute durchgeplant und durchgetaktet, von der Buchung bis zum Dortsein. Die Wiederkehr des ursprünglichen Sinns vom Reisen zeigen uns heute die zu uns kommenden Flüchtlinge, die der Not geschuldet ihr Heimat verlassen müssen und neue Orte des Lebens suchen. Neugier und Notwendigkeit vermischen sich zu einer teilnehmenden Lebensweise, während der frühere Reisende der Neuzeit durch ein Panoptikum ungewöhnlicher Eindrücke wandelte, um daheim von diesen zu berichten. Dieser Zerstreuung und dem abenteuerlichen Vergnügen stehen heute jene Reisende vor unserer Tür gegenüber, die zum Beispiel auf Lesbos verwöhnten Wohlstandsurlaubern direkt den Kern des ursprünglichen Reisens vor Augen halten.

Jede Reise ist eine Reise zu sich selbst. "Wir erkennen, dass der Ort, an dem wir unsere Zelte aufgeschlagen haben, nicht der Nabel der Welt ist. Unser Geist kommt in Bewegung, und wir spüren, dass wir lebendig sind.' (S. 15) Bezieht man diese Aussage auf Menschen, die vor Bomben fliehen, so trifft dies ebenfalls zu. Wenn man geht, geht alles besser wäre ebenso treffend hierfür als Hoffnung, in der Fremde nicht nur Gast sein zu können, sondern als Mensch und Nachbar tatsächlich anzukommen. Zwischendurch verreisen und neugierig aufnehmen und zwischen Durchreisen und Ankommen bestehen himmelweite Unterschiede, ein Spagat, den dieses Buch hervorragend abbildet.

Was bleibt uns heute, in einer Zeit, die alles entdeckt hat, die jeden Winkel mit Bildern im Internet ausgestattet hat, noch zu entdecken? Es sind nach meinem Empfinden innere Landkarten, deren Topographie leider immer noch durch Religionen und Ideologien bedeckt sind. Sich darin auf eine Reise zu begeben, die klassisch ausgrenzende Weltbilder löscht, um wirklichen Humanismus aufzubauen, darum geht es. Verblendete Menschen erkennen nicht, wenn sie neue Ideologien schaffen und auf hoher See im Nebel irren, während sie glauben, rechtgeleitet zu sein.
… (altro)
 
Segnalato
Clu98 | Mar 3, 2023 |
schönes Mosaik aus alten und neuen Texten, bibliophile Gestaltung
 
Segnalato
t_c_s | Sep 15, 2012 |

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