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Bruno Jonas

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Fonte dell'immagine: Credit: Cladius-drusus (Wikipedia user), 2004, Munich, Germany

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JONAS, Bruno

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Deutsche Kabarettisten neigen wenig zum kritischen Tiefsinn. Sie plappern heute jenes Konzept nach, das der Mainstream vorbetet, sie heulen nach Multi und Multi, also nach kommerz-humanistischer Globalisierung, in der jeder jeden lieben und sich jeder mit jedem verstehen und auch zusammenarbeiten sowie wohnen muss, sagen wir alle in Berlin Prenzlauer Berg. Die Enklave Neukölln muss bald auch dort integriert werden, möglicherweise arbeiten alle Kabarettisten schon daran. Und sie stellen ihre Ferienhäuser in der Toskana massenweise schon für Flüchtige zur Verfügung, Urlaub machen diese Kabarettisten inzwischen aus Solidarität zuhause in Balkonien, getreu dem Konzept: in Demut für multinationale Konzerne – bezahlbare Preise für Produkte und Mitarbeiter.

Was Dieter Hildebrandt wohl nicht so überzeugend gelungen ist (losgelöst zu sein von politischen Einstellungen), Bruno Jonas (BJ) geht diesen Schritt: er ist ein scharfer, unbestechlicher Beobachter des Zeitgeistes, dieses Buch ist ein intellektueller Genuss zu lesen. Er siedelt sich weit ab von links oder rechts an: er besieht die Lage, ganz einfach, bei klarer Luft, hellem Licht und klarem Verstand.

Grandios nimmt er einen Soziologieprofessor aus München auf die Sprach-Schippe (selten, selten so gelacht, weil ich diese Passagen über das Eigene von Nassehi ebenso unverständlich fand) und stellt fest: „Ich neige sogar zu der Überzeugung, dass sich ein deutscher Soziologe unverständlich ausdrücken muss, um als Soziologe anerkannt zu werden.“ Die verständlichen Sprachspielereien von BJ zum Eigenen und Transzendenten bei Nassehi alleine wären dieses Buch wert gewesen.

Nur wer jemals mit einem echten italienischen Fan gesprochen hat, kann den Abschnitt „Die putzen wir“ verstehen, als BJ mit seiner Frau das Champions League Spiel FCB gegen Tante Juve vor Ort genießen möchte. Mir sagte mal ein italienischer Eiscafé Besitzer, dass er 20 Jahre lange kein Italien Spiel mehr anschaute, nachdem die Mannschaft 1990 bei der WM im eigenen Land ausgeschieden sei. Zur Strafe für Italien! BJ und seine Frau müssen einen solchen hinter sich ertragen, ein deutscher-italienischer Journalist schreibt dort seinen Bericht in den Laptop, während er mit seinem Team mitfiebert und den Stern des Südens versinken lässt. Es kommt aber anders, und BJ darf am Ende diesen Journalisten sanft trösten.

BJ sitzt vor dem Laptop zuhause und macht sich Gedanken über die Anständigkeit von Politikern, nachdem seine Frau zur Arbeit gegangen ist und ihn zuvor zum Staubwischen aufforderte. Er entwickelt seine Gedanken zum Systemvergleich der Parteien, indem möglicherweise Ralf Stegner die CSU mit dem Etikett „Schande für Deutschland“ belegen könnte. Nein, es war ja die AfD, die er so abkanzelte, um an die Anständigkeit der eigenen Wähler zu appellieren bzw. ihre Stimmen einzusacken. Altparteien sieht BJ wie Hühner gackern, wenn der Fuchs einbricht, sie angstschweißen vor dem Verlust des Mandates. „Es riecht direkt nach Demokratie…Finger weg von unserem Volk“. Es gibt keine Alternative zu Europa, zur Kanzlerin, zu nichts, was Regierungsparteien (und dazu zählen heute auch die Blockparteien) unternehmen.

BJ ärgert sich darüber, dass die meisten von uns nicht dazu in der Lage seien, im Urteil der Regierungs- und Blockparteien, über Schicksalsfragen der Nation zu entscheiden, während er in die Endlosschleife einer Hotline gerät, in die beharrende Meditation einer beruhigenden Stimme. „Ich gedulde mich, du geduldest dich, ihr geduldet euch, sie gedulden sich.“ Klar, dass ihm ein Start-up in den Sinn kommt und der Name gleich mit. Sehr überraschend und gekonnt, das Ende auf Seite 139!

Einfach köstlich, der Ritt dieses Buches zwischen Alltag und höheren Fragen der Menschheit, immer auch Politik und Hotspots der reisenden Menschheit mit einschließend. Das Restaurant im Yachthafen von Barcelona kennt heute fast jeder und die Heizpilze machen das Ganze so heimatlich. Vom Katalanischen zum Separatistischen überschlägt ihn sein Geist nach einer Flasche Wein und ich werde den Verdacht nicht los, der Oberlehrer Jonas hat mir hier eine Falle gestellt: statt katalanisch verwendet er katalonisch. Egal, das Gespräch mit einem 40 Jahre währenden SPD Mitglied kam mir bekannt vor, zum Brüllen. Gespräche sind das nicht mehr, nur noch Reden vom Rechthaben, für Argumente bleibt keine Zeit. Wie meist, die Frauen pflegen ihr eigenes Gespräch, im leichten Abseits der hochfahrenden Männer, die natürlich bei der Schere landen, jener, die heute Reiche und Arme immer stärker separiert. Ihr seid peinlich und laut, sagen die Frauen, ich höre es herüberschallten von den Jonas-Gesprächen zu mir selbst und am Ende darf man wieder gemeinsam auf die Frauen schimpfen.

All jene Fragen, die uns Politiker nicht mehr zumuten wollen, die wir aber stellen müssten, BJ erarbeitet sie in diesem wunderbaren, klugen Buch. Er versteht es meisterhaft mit seinem bayerisch-krantelnten und doch irgendwie unschuldigen Humor jene Sorgen offenzulegen, die uns heute alle angehen, ohne dabei im Mainstream zu schwimmen. Er ist und bleibt ein glasklarer Skeptiker, der hinter die satte Fettschicht blickt, die uns heute in Kultur, Konsum und Politik umgibt. Seine verbale Akupunktur wirkt mehr als anregend, sie ist im besten Sinne Aufklärung!
… (altro)
 
Segnalato
Clu98 | Feb 27, 2023 |

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